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Statusupdate zu twtxt und Yarn.social

2021-02-24

Vorheriger Blogpost zu diesem Thema.

Zuerst einmal, ich benutze es noch – und das tun auch ein paar andere Leute. Nicht viele, es ist eine kleine Community, aber ab und zu kommt mal jemand frisch dazu. Auf der anderen Seite scheint die originale twtxt-Community gestorben zu sein. Von denen, die vor 2020 schon da waren, sehe ich quasi niemanden mehr neue Dinge posten. Ich weiß nicht mit Sicherheit, warum das so ist, und will mich hier keinen Spekulationen hingeben.

Seit dem letzten Post habe ich meine Meinung zu ein paar Dingen geändert.

Was die twtxt-„Registries“ angeht, so glaube ich jetzt, dass dieses Konzept leider nicht funktioniert. Schon alleine, weil es nicht eine zentrale Registry gibt. Das Problem verschiebt sich also nur. Muss ich die ganze Zeit mehrere Registries befragen, um mitzukriegen, wenn mich jemand erwähnt hat? Welche Registries gibt es denn, brauchen wir eine Meta-Registry?

Stattdessen ist es besser, in seiner access.log nach den besonderen User-Agents Ausschau zu halten. Oder spezielle serverseitige Software zu benutzen, die direkt trackt, wenn jemand den eigenen Feed abruft. Das ist also im Wesentlichen die Idee eines Pingbacks (was natürlich nur funktioniert, wenn der andere User ihre/seine Identität entsprechend freiwillig preisgibt). In der Konsequenz heißt das dann natürlich, dass man eben doch nicht so wirklich Teil der twtxt-Community werden kann, wenn man seinen Feed nur bei GitHub oder so hostet. Man muss es schon auf seinem eigenen Server betreiben mit Zugriff auf die access.log oder eben Serversoftware einsetzen (zugegeben, da gibt es derzeit nach meinem Wissen nur die von twtxt.net, siehe unten). Über Gopher funktioniert das alles auch nicht so wirklich, weil es hier gar keine User-Agents oder auch nur Request-Header gibt.

Klar, man kann mir immer eine E-Mail schicken, um mir mitzuteilen, dass man mir folgt. Aber dann kann man’s eigentlich auch lassen und die Konversation gleich per E-Mail führen. Das skaliert nicht so gut.

Das von James Mills in die Existenz geworfene twtxt.net, was dieser Tage die Entwicklung von twtxt hauptsächlich vorantreibt, wird derzeit umbenannt zu Yarn.social. Es gab einfach zu viel Verwirrung um das, was „twtxt“ nun ist. Ist es die Software von James? Oder buckkets ursprünglicher Referenzclient? Oder ist das Protokoll an sich gemeint? Oben drauf hat Yarn.social noch ein paar Erweiterungen vorgenommen, von denen die alten Clients nichts wissen.

Threading ist wohl die wichtigste Erweiterung. Ohne das ist twtxt auch nur ein dramatisch vereinfachter RSS-Feed, aber mit Threading wird es tatsächlich zu einer „Social Media-Plattform“. Ja, das spielt eben doch eine Rolle. Ich will Leuten antworten können. Das muss eine Zwei-Wege-Kommunikation sein. Wenn das nur Ein-Weg ist (oder es zu kompliziert ist, Zwei-Wege zu machen), dann können wir auch einfach weiterhin unsere Blogs schreiben und unseren RSS-Feeds folgen – oder ins IRC hüpfen. Vielleicht spitze ich etwas zu sehr zu, aber so daneben ist es dann doch nicht.

Threading-Support ist aber ein bisschen problematisch, denn von den alten Clients versteht das keiner. Die derzeitige twtxt-Community macht davon ausgiebig Gebrauch, weshalb, naja, wir mit den Clients quasi wieder ganz am Anfang stehen. Threading verkompliziert die Clients natürlich auch: Früher waren die im Wesentlichen eine Schleife über die Liste an Feeds, denen man folgt, jeden Feed abrufen, neue Items anzeigen. Easy. Jetzt muss man aber einen Baum aus allen Twts bauen und das dann auf sinnvolle Art und Weise darstellen. Ist natürlich nicht unlösbar, aber schon eine andere Stufe als vorher.

(Das derzeitige Threading-Modell ist etwas fragil, weil es davon abhängt, unter welcher URL man einen Feed abruft. Wenn beispielsweise eine Person meinen Feed via https abruft und eine andere via Gopher, dann geht das Threading kaputt. Dieses Thema wird aber derzeit angegangen.)

Ich habe meinen alten Client weggeschmissen und in Python 3 neugeschrieben:

jenny twtxt client

Es werden weiterhin alle Twts nur in einem Maildir abgelegt, was man dann mit einem Mailclient betrachten muss. jenny hat aber ein sehr kurze Beispielconfig für mutt mit dabei, das ist nicht schwer zu benutzen. Man braucht kein bereits existierendes mutt-Setup.

Ich hoffe, dass es demnächst noch ein paar weitere Clients geben wird mit Threading-Support. twtxt ist weiterhin eine hübsch minimalistische Angelegenheit und hat wenig dieses Reizes eingebüßt. Es ist immer noch völlig dezentral und man ist keineswegs darauf angewiesen, den Server von jemand anderem zu benutzen – man kann’s mit wenig Aufwand auf dem eigenen Server betreiben. Und einen eigenen Client kann man im Zweifel an ein, zwei Wochenenden zusammenstöpseln. Schon cool.

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